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50 Jahre ÖTSV - Karl v. Mirkowitsch

 

Karl von Mirkowitsch – der Vater der Wiener-Walzer-Choreografie

In Anknüpfung an den Web-Eintrag vom 12. August, beleuchten wir heute den Vater der Wiener-Walzer-Choreografie.

Hauptmann (oder Major?) Karl von Mirkowitsch, Graz, war der Mann, der erkannt hat, dass der bis dahin als „Dreher“ getanzte Wiener Walzer für den TanzSport ungeeignet ist. Er hat aus ihm den „Schwinger“ gemacht hat. Er hat unsere heute getanzte Choreografie erfunden und publik gemacht. In allen Fachbüchern auf der ganzen Welt wird das erwähnt. Karl v. Mirkowitsch war in der Monarchie k.u.k. Offizier und wurde nach Ende der Monarchie Tanzlehrer in Graz.


Österreichisches „Erfinderschicksal“

Jedoch, auch ihn hat das „österreichische Erfinderschicksal“ ereilt. Denn in der Literatur wird in einem Atemzug mit Karl von Mirkowitsch gleich Paul Krebs (Nürnberg) genannt und dann Paul Krebs als der große Wiener-Walzer-Choreograf dargestellt. Dabei behauptet Paul Krebs dies von sich gar nicht! Paul Krebs schreibt in zwei Artikeln ganz klar, dass Karl von Mirkowitsch der Schöpfer der Choreografie war und er ihn zu sich nach Deutschland geholt hat, um von ihm trainiert zu werden.1 Paul Krebs schreibt weiters, dass Karl von Mirkowitsch, auch wenn er „sein wissen vielleicht nicht perfekt vorführen“ konnte, wusste „worauf es ankam“.2

Es ist in der Tat schwierig, über Karl von Mirkowitsch viel zu berichten. Es gibt in den Archiven keine von ihm verfassten Aufzeichnungen. Auch Interviews, Artikel oder Fotos sind nicht zu finden. (Um zu klären, ob er Hauptmann, oder Major, war, müsste man des Österreichische Staatsarchiv befragen.)

Einzig die deutsche Zeitschrift „Der Spiegel“ erwähnt ihn am 8.6.1950 in einem Bericht über ein Profi-Turnier in Bad Kissingen und eine daran anschließende Schulung: „Der Grazer Wiener-Walzer-Meister von Mirkowitsch versuchte den deutschesten aller deutschen Tänze klarzumachen.“ (Der Spiegel, Rudolf Augstein Verlag, Hamburg, 8.6.1950, S. 34 - LESEN)


Ein „Duell“ mit scharfen Säbeln

Major Karl von Mirkowitsch hat 1927 eine Säbelcontrahage (Verabredungsmensur) mit scharfen Säbeln mit dem Grazer Tanzlehrer Major Viktor Eichler geschlagen.3 (Also ein „Duell“, wie es Käthe Eichler nannte. Sie war die Tochter von Viktor Eichler und zugleich Nichte von Karl v. Mirkowitsch.) Dieser Zweikampf ist heute noch im Mensurprotokoll-Buch der Akademischen Burschenschaft Allemannia, Graz, nachzulesen.

Es ging (laut Käthe Eichler) um den Wiener Walzer. Einer fühlte sich jedenfalls vom anderen beleidigt und forderte ihn, ganz in der k.u.k. Offiziers-Tradition, zur Säbelcontrahage, um Satisfaktion zu erreichen. Detail am Rande: Karl von Mirkowitsch war mit der Schwester von Viktor Eichler verheiratet.4

Das Makabere dabei: Karl von Mirkowitsch hieb bei dieser Säbelcontrahage mit seinem Säbel Viktor Eichler die Nasenspitze ab. Eichler musste wochenlang im Krankenhaus liegen. In Ermangelung einer besseren Wundversorgung (1927 !) war sein Unterarm Tag und Nacht auf seiner Wunde auf der Nase festgebunden. Die Haut des Unterarms war das „Wundpflaster“ für die Wunde auf der Nase. Als Folge dieser Verletzung hatte Viktor Eichler fortan eine schiefe Nase, die auf Fotos deutlich sichtbar ist.5

Ein Hinweis auf diese Säbelcontrahage findet sich auch in einem Buch:

„Rudolf Zeichen sekundierte 1927 dem Grazer Tanzschulinhaber Major Eichler in dessen legendärer Säbelkontrahage mit seinem Berufskollegen Hauptmann von Mirkowitsch.“6

Auch im web kann man über diese Säbelcontrahage lesen (KLICK).

 

Woher kam die Idee, aus dem „Dreher“ einen „Schwinger“ zu machen?

Nun, wie kam aber Karl von Mirkowitsch auf die Idee, den Wiener Walzer neu zu choreografieren? Claudia Eichler (ihre Großtante war mit Karl von Mirkowitsch verheiratet) erzählte im Juni 2006 dem ORF Steiermark: "In der Nähe von Edelschrott auf der Pack hat mein Großonkel, der Herr Major Mirkowitsch, bei einer Bauernhochzeit Anfang der 30er-Jahre gesehen, dass man den Walzer links tanzt. Da hat sich nämlich das Brautpaar einfach auf den Tisch hinaufgestellt und in kleinster Weise links gedreht.“7

Nun, ob das wirklich der Grund für Karl von Mirkowitsch war, die revolutionierende neue Choreografie des Wiener Walzers zu schreiben und aus dem „Dreher“ einen „Schwinger“ zu machen? - Man wird es wohl nie mehr erfahren…

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1 In: Christoph Burgauner (Hg.), Tanzen weltweit, Kastell Verlag, München 1995, S. 95 und S. 124.
 
2 In: Burgauner 1995, a.a.O. S. 124
 
3 Persönliche Mitteilung von Käthe Eichler an Johannes Biba im August 1994 in Leibnitz/Stmk. im Zuge eines Gesprächs über die Geschichte der Tanzlehrer-Dynastie Eichler. Käthe Eichler starb mit 89 Jahren am 4.11.2005
 
4 Rudolf Flotzinger (Hg.), Österreichisches Musiklexikon, Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2002 – 2006.
 
5 Persönliche Mitteilung von Käthe Eichler an Johannes Biba im August 1994 in Leibnitz/Stmk. im Zuge eines Gesprächs über die Geschichte der Tanzlehrer-Dynastie Eichler, bei der sie auch Fotos gezeigt hat.
 
6 125 Jahre Akad. Burschenschaft Allemannia Graz. Kleines Allemannenhandbuch. Seite 6ff, Eigenverlag, Graz 1994.
 
7 http://steiermark.orf.at/magazin/immergutdrauf/freizeit/stories/101975/
BIBA Johannes, BJ / 23.08.2008
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